- von Marzena Stana, 05. Januar 2025.
Der Geist Shen - und seine sehr körpernahe Aspekte
Eine kurze allgemeine Einführung in das Thema Shen (Geist) in der Chinesischen Medizin gibt es im letzten Artikel über die Wanderseele HUN, auf den ich die/den interessierten Leser:in aufmerksam machen möchte. (-> Link zum BLOG-Artikel über die Wanderseele HUN.)
Im folgenden Artikel möchte ich mich - mehr oder weniger ausschließlich - mit der sterblichen Körperseele Po beschäftigen, die dem Element Metall im System der Fünf Wandlungsphasen/Elemente der Chinesischen Medizin zugeordnet wird. Dass sie sterblich ist hängt damit zusammen, dass die sehr eng mit den körperlichen Wahrnehmungen zu tun hat - also letztendlich mit dem Gehirn, wo die Wahrnehmung, vom Körper geschickt, ankommt. Es wird von den 7 Anteilen der Körperseele Po gesprochen. Diese sollen mit den „7 Öffnungen“ zusammenhängen (so EINE Interpretation) - über die unser Geist die Welt wahrnimmt. Eigentlich könnten die 7
Öffnungen als Entsprechungen unserer Sinnesöffnungen angesehen werden. Auf jeden Fall sprechen die Klassiker der Chinesischen Medizin von “7 Öffnungen“. Eine Mögliche Interpretation:
-> Nase (2 Nasenlöcher: li + re) - Geruchssinn
-> Augen (2: li + re) - die Sehfähigkeit
-> Ohren (2: li + re) - die Fähigkeit Geräusche zu empfangen,
-> Mund - Geschmackssinn, wobei dieser eine spezielle, erweiterte Art des Tastsinnes - über
die inneren Schleimhäute im Mund - darstellt.
Beim letzten haben wir also den Aspekt der Haut, dem „Riesen-Organ“ - sehr spezifisch für das Element METALL. Im Allgemeinen trägt die Haut in sich den Tastsinn - aber auch - je nach Beschaffenheit und damit je nach Funktion eines bestimmten Hautbereiches - die Fähigkeit, bestimmte (Mikro-)Stoffe von einer auf die andere Seite durchzulassen, womit die Wahrnehmung von diesem Prozess gleichzeitig stattfindet - mehr oder weniger bewusst. Es stellt also eine Grenze (Hauptthema des Elements METALL) dar, mit der Funktion & Fähigkeit zu unterscheiden und zu entscheiden, was durchgelassen werden darf und was nicht. Wir müssen hier sowohl die äußere Haut betrachten, die unsere direkte, permanente Grenze zur Umwelt darstellt (mit dem Tastsinn im herkömmlichen Sinne) als auch die inneren Schleimhäute, z.B. im Magen/Darm-Trakt oder auf anderen inneren Wegen im Körper, die mit dem „Fremden vom Außen“ - oder mit dem aufgrund von Impulsen der inneren Organe/Prozesse Neu-Erzeugten konfrontiert sind - und auch entscheiden müssen, was und wann in welcher Menge auf die „andere Seite“ durchgelassen werden kann und darf. Die Haut - wie eine semipermeable Membran stellt also eine Art Grenze zwischen der Außen- und Innenwelt oder - im Falle der inneren Schleimhäute - Grenze zwischen den Organen bzw. Bereichen im Körper.
Die klassischen „7 Öffnungen“ (auf den Mann bezogen) der Körperseele Po könnten aber auch als tatsächliche physikalischen Körperöffnungen im wahrsten Sinne des Wortes interpretiert werden: 2 Nasenlöcher, 2 Ohröffnungen, Mund, Anus als Darmausgang und Urethra - Ausgang der Harnröhre. Bei Frauen müsste hier noch die achte Öffnung - die Vagina - mitgezählt werden. Eine interessante Beobachtung: die Lebenszyklen, wo an den Übergängen deutliche Veränderung des Lebensweges zu erkennen ist, werden beim Mann in 7-Jahren-Phasen angesehen während bei der Frau sich das Leben - im Prinzip - alle 8 Jahre signifikant verändern soll [Suwen]. In Anbetracht dessen, dass Männlichkeit und Weiblichkeit schon sehr körpergebunden sind, leuchtet es irgendwie ein, dass die Lebensphasen des Mannes von den Chinesen auf 7 Jahre gelegt wurden, also genauso viele, wie viele Körperöffnungen ein Mann hat, durch die die Körperseele mit der Umwelt kommuniziert. Dies ist nur eine Hypothese [MST] - die ggf. zum Nachdenken darüber anregen kann.
Dass der Anus eine Po-Öffnung ist suggeriert klar der Name des Rektum-Ausgangs im Chinesischen „Po Men“ (Das Tor der „Körperseele Po“). Po Men wird auch als Gui Men (Das Tor des Dämons) bezeichnet. Das Rektum ist verknüpft mit dem Dickdarm, also dem Yang-Aspekt der Lunge/des Metalls. Es wird auch behauptet, dass das eigentliche Leben eines Menschen durch den Anus beim Tod den Körper verlässt.
Nach dem Tod (auch in unserer westlichen Kultur traditionell angesehen: einige Tage danach) kehrt die Körperseele zurück in die Erde - sie entweicht dem Körper nach unten (eine Yin-Bewegung - Metall hat den Yin-Charakter) - und stirbt. Die HUN-Seele dagegen entweicht nach oben, mit einer Yang-Bewegung, also in Richtung zum Himmel hin) und bleibt unsterblich.
Interessant ist noch eine andere Interpretation: siehe der Austausch mit meinen Taiji-Freunden auch China, zu lesen im BLOG-Artikel 2019 (-> taiji-haltung), wo gesagt wird:
„Durch die 9 Öffnungen (die 9 Yins) - die Ohren, die Nase (nicht 2 Nasenlöcher), den Mund, die Augen (diese werden hier mitgezählt, also: 7+2 Augen), den Anus, sowie die 2 Öffnungen der Schamgegend (weibliche Variante!) - gelangt das Qi in das Knochenmark. Von dort durch Knochenspalten an die Haut wieder, um dann schließlich zum Dantian zurück zu kommen. Das Qi der Mitte ist tatsächlich nicht fassbar, nicht körperlich. Es ist der Geist.“
Hier sehen wir die große Stärke dieser Herangehensweise - der Entwicklung der Ideen in Zeit und Raum - die Elastizität und damit die Lebendigkeit. Alles verändert sich, entwickelt sich - wie eine Pflanze, je nach Gegebenheit. Und hat doch seine Legitimität. Die Betrachtungsweise kann immer - je nach Standpunkt, nach dem zu betonenden Aspekt - anders sein, und doch nicht falsch. Im Gegensatz zum sehr dualen System des Westens - eher in der Vergangenheit, jetzt sind auch wir elastischer, lassen Diversitäten mehr zu und lehnen welchen auch immer Fanatismus doch ab. Wichtig bei jeder Überlegung ist, was wir für (mentale) Gewinne erzielen, in dem wir darüber nachdenken und reflektieren, womit wir uns auseinander setzen. Im Grunde streben wir in der Regel immer eins an: die Wahrheit zu erkennen - in allen (möglichst vielen) ihren Facetten. Alternativ (oder: parallel) zur Wahrheitserkenntnis streben wir auch Ästhetik an, die als wahrheitsfrei in gewissen Sinne zu betrachten ist und ausschließlich in individueller Wahrnehmung und dem Genuss dieser wurzelt. Manchmal spielt dabei der Begriff der Kollektivität eine Rolle, bzw. in dieser könnte die Individualität verwurzelt sein. Alles mischt sich in allem - wie im Kosmos - und letztendlich entsteht etwas, was wir schätzen.
Bevor wir (ich hier) weiter auf das Thema METALL und seine Aspekte des Geistes eingehen, möchte ich an dieser Stelle einige Zitate aus alter klassischer Chinesischer Literatur zitieren - in Bezug auf die oben erwähnten Punkte - und zwar um zu zeigen, wie vielschichtig die Materie des Wortes / des Gesagten ist.
Daran wird klar(er), dass - gerade bei der Chinesischen Sprache, die so gut wie keine Grammatik (soweit ich das beurteilen kann) kennt, und sehr bildhaft, durch Assoziationen, Gedanken formuliert - wie schwierig es sein muss, diese Gedanken in westliche Sprachen zu übersetzten. Der/die Übersetzer:In wird sich sehr schwer (wenn überhaupt) von seiner Weltsicht trennen können. Wir sprechen in der Sprache unsere Kultur aus. Anders ist es nicht denkbar. Die Chinesen denken (angeblich) - in der Sprache weniger eingeschränkt, bzw. weniger strukturiert, mehr offen, mehr kontextgebunden, assoziativer.
Zitate aus dem [Suwen B], um die klassische Basis der möglichen Ausführungen (in der allgemein bekannten modernen Literatur zur Chinesischen Medizin und auch hier in dem Artikel) nicht aus den Augen zu verlieren. Diese sollen zeigen, wie mehrdeutig die Gedanken sein können und wie sehr es darauf ankommt, wie die (beim z.B. Übersetzen) interpretiert werden und wie sie sich dadurch wandeln können:
1) aus Kap. 37 - über die Beziehung der fünf Speicherorgane zu den fünf Sinnesorganen:
-> Qi Bo (der Arzt des Gelben Kaisers antwortet auf seine Frage zu den Sinnesorganen):
„.. Augen, Ohren, Nase, Zunge und Lippen entsprechen der fünf Speicherorganen im Körperinneren. Wenn man die äußeren Farberscheinungen am Körper, vor allem die an den fünf Sinnesorganen, genau beobachtet, ist dies das gleiche, als untersucht man die Speicherorgane direkt.“
2) aus Kap. 8 - über den Ursprung der Seele
„Die Chinesische Medizin unterscheidet vier verschiedene geistig-seelische Qualitäten:
-> den reinen Geist (CHING <Jing?/die Essenz?>)
-> die Geist-Seele (SHIN <Shen?>)
-> die „reine Seele“ (CHUEN <Hun>) - darunter ist der seelische Anteil zu verstehen, der nach altchinesischen Vorstellungen (aber auch nach religiösen Vorstellungen des Abendlandes) nach dem Tode eines Menschen weiterlebt.
-> Die Körper-Seele (Po) - dies bezeichnet die Verbindung des Seelischen mit körperlichen Funktionen und mit Empfindungen; zugleich bedeutet es den Mut eines Menschen.“
-> Weitere Stufen des Seelischen in der chinesischen Medizin: 1. das Herz (SHINN), 2. Die Vorstellung (Y),
3. Der Wille (TSI), 4. Das Denken (SZI), 5. Die Weisheit (TCHI), 6. Die Überlegung (Lü)
-> (…)
-> „Die sog. Körperseele steht in Verbindung zu den Lungen. Endlose Freude schadet dieser Körperseele. Ist sie geschädigt, führt das zur Verrücktheit, zum Wahnsinn des Patienten. Er verliert sein Selbstvertrauen und nimmt auf andere Menschen keine Rücksicht mehr. (..)“
-> „Unmittelbar nach der Geburt eines Menschen steuert die Ur-Energie (Yuan-Energie) seinen ersten Atemzug. Anschließend bildet sich die „echte Energie“ in den Lungen und wird hier gespeichert. Die Ur-Energie steht in enger Beziehung zur sog. Körper-Seele. Die Vermittlung zwischen Ur-Energie und Körper-Seele erfolgt durch die Arbeit der inneren Organe. Die Körperseele befindet sich so in engem Kontakt mit der Ur-Energie. Wenn die Lungen-Energie im Zustand der Leere ist, ist die Nase des Patienten verstopft, seine Atmung geht schwer, er schnappt nach Luft. Ist die Lungen-Energie in Fülle hat er Durst und ist kurzatmig. Die Lungen sind dann in geblähten Zustand.“
Erklärung [MST]: die Yuan-Ursprungs-Energie ist mit der Niere zu assoziieren. Der Abschnitt oben zeigt den Zusammenhang, der der Atmung entspricht: die Kraft des Einatmens zeigt die Kraft der Niere (die Einatmung wird von der Niere empfangen). Das Ausatmen zeigt die Kraft der Lunge, das Verbrauchte auszuscheiden, was ihre eigentliche Funktion ist. Das, was der Körper nicht mehr braucht, soll entsorgt werden.
-> Über den Zusammenhang der Lunge zum Herzen (als Sitz des ganzen Geistes) - über den Aspekt der Traurigkeit, die Ihren Sitz in der Lunge hat:
„Das Herz ist das Zentrum des Pulsschlags, (..) steuert die Pulswelle. Es fasst alle geistig-seelischen Funktionen des Menschen zusammen. Die geistigen Kräfte hängen aber auch mit dem Blut zusammen ([MST]: über die Ernährung). Wenn die Energie des Herzens schwach ist, empfindet der Mensch Traurigkeit. Ist sie zu stark ([MST:] zu sehr gestaut), neigt er zu grundlosem, übertriebenen Lachen.“
Die Sieben Geister der Körperseele Po
In der führenden westlichen Literatur - und diese prägt im Westen das Verständnis für die chinesische Medizin - wird von den 7 Po‘s gesprochen. In [3] finden wir eine gute Zusammenfassung von allen möglichen Themen, die in diesem Zusammenhang besprochen werden und allgemein bekannt sind. Wir sehen in vielen Seminaren zu Chinesischen Medizin die dort (in [3]) abgebildete Skizze der 3 HUN‘s und der 7 Po‘s, sowie auch das eher ziemlich hässliche Bild der schmutzigen 7 Geister, die mit den körperlichen Öffnungen zu tun haben. Diese Bilder der 7 Seelen will ich hier - aus ästhetischen Gründen - nicht mit abbilden, sondern nur erwähnen. Sicherlich ist es interessant - die 7 ekligen Gestallten zu kennen. Die Überschrift des Bildes übersetzt die KI - aus dem org. Chinesischen folgendermaßen: „Verletzungen, Müdigkeit, Staus, Angstzustände, Schmutz und schlechte Sauberkeit - können dazu führen, dass wandelnde Leichen auf Ihrem Rücken leben. Ihre Formen ähneln denen des Denkens und wecken auch den Wunsch des Menschen“. Nächste Zeile: „Die sieben Seelen des Mannes ähneln der Form des Denkens und wecken bei den Menschen den Wunsch, mehr Wünsche zu haben, und wenn sie sich ansammeln, ist der Raum blockiert. Wenn es nicht sauber ist, kann es dazu führen, dass eine wandelnde Leiche auf dem Rücken lebt.“. Die quer verlaufende Überschrift übersetzt die KI folgendermaßen: „Jingshengbao besteht aus 9 Leichen, davon 3 werden vom Höchsten Wesen eliminiert“. Die 7 Po‘s tragen, u.a., folgende Bezeichnungen: „Leichenhund“, „gieriger Räuber“ und „stinkende Lunge“ (Übersetzungen aus [3], s. die komplette Liste unten) oder - übersetzt von der KI: „Schmutz entfernen“, „Fließendes Gift“, „dumm“, „Leichenhund“.
Ohne, dass auf den ersten Blick dieses Anreihen von Wortfolgen, Teilbegriffen - einen konkreten, klaren Sinn ergibt, sehen wir, wie Interpretationsbedürftig solche Übersetzungen sind.
In [3] werden die Begriffe klarer beschrieben und erklärt:
-> „Shi Gou“ (Leichenhund) - ein Schimpfwort in China, das schmähende Worte, die verletzen und kränken provoziert.
-> „Tun Ze“ (gieriger Räuber) - die Seele, welche haben und besitzen will; sie Schaft die Gier nach Reichtum, Macht und Besitzstreben und provoziert kriminelles Verhalten.
-> „Fei Du“ (fließendes Gift) - nimmt toxische Einflüsse auf und entwickelt schwerste Infektionen (wie Pocken, Lebra, Tbc)
-> „Fui Shi“ (niederstreckender Pfeil) - eine Metapher für plötzliche, heimtückische Erkrankung, die einen blitzartig umwirft
-> „Cui Yin“ (drängendes Yin) - exzessiver Sexualtrieb
-> „Chun Hui“ (den Schmutz beseitigen) - dargestellt als weiblicher Gast scheint sie Entsorgungsaufgaben zu haben
-> „Chou Fei“ (stinkende Lunge) - beschreibt den Zerfall der Lunge bei einer verzehrenden Krankheit (Tbc, CA, Lungenabszeß, usw.)
Die Übersetzungen der Namen der Po-Seelen durch die KI sind durchaus stärker (diese zitiere ich hier nicht alle) - was jedoch zeigt, wie die Autoren von [3] die Übersetzungen in westliche Sprachen durch das Prisma eigener/unser westlichen Kultur sehen und es bleibt der starke Eindruck, dass sie sich ziemlich angestrengt haben, politisch-sozial-korrekte Worte zu nutzen, z.B. in Bezug auf die Rolle und Achtung der Frau. Eins steht aber fest: es werden hier keine schönen Aspekte der menschlichen Seele in den Focus gestellt - es gibt aber gleichzeitig dabei den Aspekt der Reinigung von diesem „Negativen“, was auch als “Schmutz“ bezeichnet werden könnte. Wie bei der Hygiene der Körper-Öffnungen gibt es auch die Hygiene der Seele: hier geht es um die dunklen Seiten der menschlichen Seele, die z.B. durch das Meditieren - gereinigt werden können.
Die Meditation bringt den Zustand der Leere - so der Ansatz - und reinigt damit die dunklen Schattierungen. So wie durch die Körperöffnungen - der Schmutz aus dem Körper - vom Körper selbst physiologisch gereinigt wird, ist auch der Mensch dafür verantwortlich, hygienisch sauber alle Öffnungen, sowie auch die Haut, zu halten. Die Hygiene des Körpers sowie die Hygiene des Geistes ist eine Notwendigkeit für die eigene Pflege. Und genau das ist die Hauptaufgabe des Metalls: das Schmutzige, nicht mehr gebrauchte, das Verbrauchte, das Kranke und Störende zu beseitigen - um Platz zu machen: für das Noble, das Reine. Um Raum zu schaffen für das Neue, was entstehen und mit Vitalität und Glück den Körper erfüllen kann und soll.
Als letztes Glied in der Anreihung der Fünf Elemente/Wandlungsphasen: von der Wurzel (Wasser-Element), über das Wachsen (Holz-Element), Blühen (Feuer-Element), Festigen und Behüten (Erde-Element) hat das METALL die Rolle des Ausscheiders: es soll den Körper Reinigen und Unnötiges entfernen. Es soll Raum schaffen für Neues und vor allem - „Last but Not least“ - schließt METALL einen vollen Prozess-Zyklus ab und ermöglich damit die Transformation einer Lebensphase zur nächsten. METALL ermöglicht das vorwärtsgehen, von Projekt zu Projekt - und zwar rein: mit gutem Gewissen, mit reinem Herzen, mit einer klaren, nicht verschmutzen Perspektive für die neue Lebensphase. Genau deshalb ist METALL eine so sehr wichtige Wandlungsphase in jedem Prozess. Dabei lässt sich das Physische von dem Geistigen eigentlich gar nicht trennen. Das sehen wir z.B. an der Tatsache, wie gut wir uns fühlen, wenn wir körperliche Übungen machen. Wie sehr uns das Praktizieren von Qigong, Taiji (und sicher auch anderen ähnlichen Praktiken) stärkt, uns von Stagnationen und schlechten Gefühlen befreit. Richtig ausgeführt (d.h.: mit vollem Einsatz des Geistes/der Konzentration - und am besten mit guter Unterstützung eines/einer erfahrenen Meisters/Meisterin, bzw. Schwester oder Bruder - im Taiji und Qigong, die reines Herzens sind, also keine „politisch-gierigen“, rechthaberischen Absichten in sich tragen, sondern dem Buddhistischen Prinzip der Leere und voller Liebe zu allen Lebewesen folgen.
Die sinnliche Wahrnehmung durch die Körperseele Po
Der menschliche Körper verfügt über die Fähigkeit zu empfinden, zu fühlen. Es sind unsere, oben erwähnten Sinnesorgane, durch die wir mit der Umwelt - und auch mit den Mitmenschen, also anderen Körperseelen - kommunizieren. Durch das Sehen, Hören, wahrnehmen - empfindet die Seele im Inneren.
Dies ist genauso individuell, wie individuell wir alle sind. Trotz so vieler Ähnlichkeiten gibt es Unterschiede, die manchmal - oder oft - zu „Missverständnissen“ führen. Umso wichtiger ist es zu verstehen - nach dem Buddhistischen Prinzip - mit reinem Herzen die Situationen zu betrachten. Ohne Vorurteile. Ohne Absichten - und schon gar nicht „in eigenem Interesse“. Erst, wenn wir uns loslösen von dem gierigen „Haben“-Prinzip, können wir die wahre Liebe, also das Größte und Höchste Prinzip, erfahren. Im Grunde ist es das, was jedes Lebewesen anstrebt und sich seit Geburt danach sehnt: geliebt zu werden. Der Buddhismus lehrt, dass dies durch das „Selbst-Liebe-schenken“ erreicht wird, ohne jegliche Erwartungen, geliebt zu werden
oder anderer Vorteile/Bequemlichkeiten.
Anders geht es nicht. Bei „Verliebtheit“ z.B. ist dieses Prinzip manchmal schwer nachvollziehbar, da in so einem "Paar-Zustand", der/die eine von dem/der anderen Partner:in doch gerne geliebt werden möchte und sehr unglücklich ist, wenn es nicht der Fall ist. Dies ist ein natürliches Phänomen. Es ist ein „Sonderfall“ - eigentlich eine Vorstufe, eine Chance, die Gefühle zur „wahren Liebe“ zu transformieren. Als „wahre Liebe“ wäre hier die Liebe im Buddhistischen Sinne, also: ohne Erwartungen, zu verstehen. Es scheint nicht allzu schwer nachvollziehbar zu sein, dass die Liebe zwischen zwei Personen, die zuerst in sich verliebt sind,
erst dann sich voll erfüllt, wenn die den Buddhistischen Charakter erreicht. Dies ist ein Ideal-Zustand, der auch so in der Form nicht von jedem/r bewusst angestrebt wird. Oft wird der körperliche, sinnliche Austausch angestrebt und weiter gar nicht gedacht. Es gleicht einem (mehr oder weniger) betrunkenen Zustand, der auch doch seine Ästhetik und Legitimität hat. Leider kann dieser Zustand zum Leid führen: zum Verletzen von Gefühlen, zum Gefühl der Nichterfüllung des Nähe-Bedürfnisses, und damit zum Unglücklich werden. Das Ur-Bedürfnis jedes einzelnen wird schmerzlich nicht erfüllt: wir empfinden, fühlen deutlich (mehr als nötig), dass wir nicht (zurück-)geliebt werden. Das erzeugt Schmerz in der Seele.
Wer hier eine starke Lunge hat - ein starkes METALL - der/die besinnt sich auf die heilende, bereinigende Lungenkraft: die Kraft des Loslassen dessen, was sich auf Illusionen stützt, was letztendlich (und deshalb) dem Körper nicht gut tut. Wenn es jedoch sein soll, weil von beiden Partnern angestrebt und gefühlt - sollte es sein und trotzdem idealerweise sich in die buddhistische Liebe transformieren, um die höchste
Erfüllung zu erlangen. Erfüllung auf der sinnlichen Ebene - körperlich und seelisch, da die Kraft
durch den Körper und seine Sinne - also letztendlich durch das METALL - zur Seele gelangen kann.
Die Wirkung der Akupunktur - die Arbeit mit den Nadeln - ist eine sehr besondere Form, das METALL des behandelnden Körpers anzuregen. Der Patient erfährt während der Akupunktur - mehr oder weniger deutlich - das De-Qi, also das „Ankommen des Qi“. Dies führt - wenn die Punkte gut gewählt sind, also in Übereinstimmung mit den inneren Wegweisern des Patienten (Puls-Qualität, Schmerzempfinden) - zum Entspannen der Körperseele Po, in allen ihren Aspekten (im besten Fall). Eine entspannte Po-Seele kann dann Ihre (Lebens-)Aufgaben besser erfüllen und den Menschen in einen gesunderen Zustand, sowohl körperlich als auch seelisch versetzen.
Goldener METALL-Buddha: aus dem Element Erde kommend (gold), in Interaktion mit Holz (grün),
mit der Energie des Herzens (rot), mit der Einsicht des Wassers (schwarz)
Einige Entsprechungen des METALLs
(aus [1])
- Yin-Organ: Lunge
- Yang-Organ: Dickdarm
- Snnesorgan / Öffner: Nase
- Gewebe: Haut
- Emotionen: Traurigkeit
- Geräusche: Weinen
- Geruch: übel
- Geschmack: scharf ([MST]: entsprechend dosiert schärft es die Fähigkeiten des Metalls. Zu viel Scharfes schadet jedoch der Lunge / dem Metall.)
- Farbe: weiß ([MST]: oder blau, wie die Farbe des Himmels)
- Klimatischer Faktor: Trockenheit
- Entwicklungsstadium: Ernte
- Jahreszeit: Herbst
- Himmelsrichtung: Westen
- Zahl: 9
- Planet: Venus
- Haustiere: Hund
- Getreide:
Hanf
Der Vergleich: Wanderseele HUN - Körperseele PO
Hier einige ausgewählte Aspekte aus [3], um die Unterschiede zwischen den beiden Kräften zu verdeutlichen
- HUN: beherrscht Präsenz, Phantasie und Kreativität des Menschen
- PO: beherrscht Selbsterhaltungstrieb, Körper und Gestallt des Menschen
- HUN: ist bewegt, agierend, wie ein Feuer, das sich ausbreitet, wenn genug Holz vorhanden ist; Subjektives
- PO: ist ruhig, wirkt bewegungslos, ist wie Wasser, das die Wirklichkeit widerspiegelt; Objektives
- HUN: aktive Tätigkeit des Geistes, der denkend Nachforschungen anstellt (erlerntes Wissen)
- PO: passives Laufenlassen der Gedanken, die spontan an etwas erinnern (natürliches Gedächtnis)
- HUN: nächtliches Träumen und Geistesabwesenheit sind Wanderungen der HUN-Seele (aufgrund einer Leber-/Blut-Schwäche); ebenso übermäßiges Tagträumen und Geistesabwesenheit mit Unruhe und Schwäche
- PO: „wandernde Leichname“/„Zombies“, maschinenartiges Verhalten, komatöser Zustand - sind
herrschende Po-Seelen am Tag in Abwesenheit von HUN. Schlafwandeln ist aktive Po-Seele in der Nacht („Po übernimmt das Kommando“)
Literatur-Quellen
[1] Maciocia, Giovanni:
-> Die Grundlagen der Chinesischen Medizin
-> Die Psyche in der Chinesischen Medizin
[2] Platsch, Hans-Dieter:
-> Die fünf Wandlungsphasen – Das Tor zur Chinesischen Medizin
-> Psychosomatik in der Chinesischen Medizin
[3] Noll A./Lorenzen, „Die Wandlungsphasen der TCM. Metall.“
[Suwen] - „Huang Di Nei Jing, Suwen“ (Des Gelben Kaisers einfache Fragen). Antiker Klassiker der
Chinesischen Medizin aus der Zeit ca 475-221 v.Chr. // In unterschiedlichen Übersetzungen (mit
Interpretationen) von (A) Paul U. Unschuld / (B) Claus C. Schnorrenberger / (C) Nguyen Van Nghi
[Wik] - Wikipedia-Artikel -> https://de.wikipedia.org/wiki/Huangdi // -> https://spiritwiki.org/w/Huangdi_Neijing
[MST] – Marzena Stana
Abkürzungen:
[CM] – Chinesische Medizin
[Lu] – Lunge (Yin-Anteil des Funktionskreises/Elementes METALL in der CM)
[Di] – Dickdarm (Yang-Anteil des Funktionskreises/Elementes METALL in der CM)
[li], [re] - links, rechts