Darmerkrankungen, Bauch, Psychosomatik

 Darmerkrankungen / Baucherkrankungen
(Reizdarm, Blähbauch/Flatulenz, Darm-Polypen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten,
Chronisch-Entzündliche Darm-Erkrankungen - M.Crohn / Collitis Ulcerosa,
allgemeine Bauchbeschwerden und Psychosomatik)

Der Darm und seine Erkrankungen im Allgemeinen -
im westlich- (und z.T. auch im fernöstlich-) medizinischen Sinne

Der Darm, also - das Duodenum/Zwölffingerdarm, der Dünndarm und der Dickdarm, bildet den längsten Teil des Verdauungstrakts: zwischen dem Magenausgang und dem After. Die Länge des Darm einer Person, die etwa 165 cm groß ist könnte z.B. etwa 3,5 Meter betragen (das vierfache de Körpergröße ohne die Extremitäten). Es ist eine dementsprechend große Fläche im Inneren des Darmes, die die wichtige Aufgabe hat, die "Nahrungs-Schnittstelle" des Körpers mit der Aussenwelt und "Wasserquelle des Körpers" zu bilden. Die Wände des Darm absorbieren Stoffe, auch Wasser, aus der Nahrung, die in den Darmkanal gelangt. Es hängt sehr viel von den chemischen Prozessen ab, wie die Absorption der Darminhalte - d.h. welche Stoffe letztendlich ins Blut gelangen - von statten geht. Es ist also einerseits die Qualität des Essens selbst - und andererseits sind es die chemischen Substanzen, die vom Körper für die Verdauung (z.B. die Galle von der Leber oder andere Verdauungssäfte) produziert werden - die über den "Erfolg der Verdauung" entscheiden. Außerdem ist auch noch das Nervensystem direkt sehr wichtig - da es einen wichtigen Einfluss darauf hat, wie der Darm "arbeitet", d.h. wie die Nahrung durch den Verdauungskanal "geschoben" wird (die Darmperistaltik, die stressbedingten Verspannungen im Bauchbereich - wären hier die Stichworte). Es wird vom Bauchgehirn gesprochen - oder von dem autonomen Darm-Nervensystem. 
Was wir "Bauch" nennen ist im grössten Teil von Därmen gefühlt und von der Verdauungssäften und Nervenaktivitäten beeinflusst. 
Wovon also gute Verdauung - und damit im großen Teil unsere Lebensqualität - abhängig ist - müsste nach dieser kurzen Ausführung klar sein. Natürlich kommen dazu noch die vom Lebensstil und Umwelt unabhängigen Größen, wie die genetische Veranlagung - angeborene Schwäche des Darms bzw. der Organe, die den Darm in seiner Arbeit unterstützen.

Darm-Pathologien sind demzufolge einerseits Pathologien, die von Außen - meist mit der Nahrung -  kommen - und über das schwache Immunsystem des Darmes nicht beseitigt werden können - dazu zählen 
die dem Darm schädigenden bakteriellen oder viralen Besiedlungen (nicht die physiologisch lebenswichtige Darmflora) - also die Fehlbesiedlung des Darms.
Andererseits wird die Darm-Verdauung - bzw. der Darm selbst durch innere Faktoren negativ beeinflusst, wie eben die o.g. angeborene Schwäche der physiologischen Darm-Entwicklung oder der psycho-emotionale Stress, der starken Einfluss auf die Darm-Funktionalität hat.
Auch bei den inneren den Darm krankmachenden Faktoren wird sich sehr wahrscheinlich zuerst eine Fehlbesiedlung der Darmbakterien-Kulturen bilden, die letztendlich zu den verschiedenen bekannten Darm-Krankheiten - je nach Prädisposition des Darmes - führen werden, wie: Reizdarm, chronisch-entzündliche Darm-Erkrankungen (M.Crohn, Collitis Ulcerosa), Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Blähungen (Flatulenz - wenn es sich um die Gasbildung im Dickdarm handelt), Verstopfung/Durchfälle, Polypen-Bildung und letztendlich auch zum Darm-Krebs.

Um Darm-Krankheiten vorzubeugen bietet sich also an, viel Aufmerksamkeit auf zwei Faktoren zu legen:
- gesundes Essen (dabei nach Möglichkeit Pflege der gesunden Darm-Flora, explizit ergänzend durch Probiotika in z.B. Jogurt oder anderen Nahrungsergänzumgsmittel (Achtung! -> nicht alle explizit eingenommene Probiotika werden vom Darm angenommen - viele werden ausgeschieden oder führen bei anderen Organen zu Problemen, besonders bei schon existierenden bestimmten Erkrankungen können sie auch schädlich wirken)
- psychoemotionale Hygiene, Stress-Vermeidung
- Bewegung/Sport - die die Ausscheidungsprozesse sowie die Darmperistaltik positiv beeinflussen (-> Qigong, TaiJi).

Im Allgemeinen unterstützend bei Darmproblemen sind folgende Kräuter/Kräutertees: Kamille, Melisse, Verbene, Thymian, Fenchel, Johanniskraut, Passionsblume - und andere Beruhigungstees bei Stressbelastung.

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Der Darm - im Sinne der Chinesischen Medizin
wird einerseits ähnlich wie in der westlichen Medizin gesehen - andererseits doch etwas anders.
Vor allem wird klarer in der Chinesischen Medizin zwischen dem Dünndarm und dem Dickdarm unterschieden. Der Dünndarm wird dem Element Feuer zugeordnet - als Yang-Aspekt des Herzens (die "Assimilation als Eigenes"). Der Dickdarm dagegen - dem Element Metall - als Yang-Aspekt der Lunge - bzw. des Immunsystems. Hier geht es vor allem um die  Abgrenzung zur Aussenwelt, bzw. dem "Entscheiden" was gut und brauchbar für den Körper ist und was nicht und deshalb ausgeschieden werden muss. Bei dem Bezug des Dickdarm zum Immunsystem lassen sich sehr viele Parallelen des beiden Medizin-Sichtweisen erkennen. Darüberhinaus gibt es einen starken Bezug des Darms im Ganzen zum Element Erde - als Teil der Verdauung - sehr dem Magen in der Chinesischen Medizin untergeordnet. Einerseits hier auch die Assimilation der Nahrung - andererseits auch der Schleim-Transport- und -Transformation - also Funktionen und Substanzen, die der Erde in der Chinesischen Medizin ziemlich eindeutig zuzuordnen sind. 

Der Bezug des Darm in der praktischen Klinik konzentriert sich in der Chinesischen Medizin / Akupunktur ganz stark auf: 
- die Metall-Funktionen - bei der Behandlung des Immunsystems 
- die Erde-Funktionen - bei der Behandlung der Verdauung der Nahrung. Der physiologische Dünndarm wäre hier eher der Erde zuzuordnen (Anmerkung für Therapeuten/Kollegen*Innen: hier zu betrachten sind die Bauch-Druck-Zeichen um den Nabel - also auf dem physiologischen Dünndarm - deren Druckdolenz auf Probleme der Erde: Verdauung und des Wasserhaushalts, das zur Erde als Funktion gehört, hinweist. Andere sehen um den Bauchnabel auch das Element Wasser an sich - jedoch muss dabei gesagt werden, dass in der Klinik der Chinesischen Medizin die zwei Elemente - Erde und Wasser - bekannterweise eher schwer zu unterscheiden seien, da sie das physiologische Yin zusammen präsentieren.

Die Akupunktur kann helfen, die Elemente Metal und Erde - sowie auch das der Erde nahe Wasser zu stärken.
Die Japanischen Meister sagen "Das Altern beginnt im Dünndarm" - und beziehen sich in der Behandlung der Problematik dann oft auf den Bereich um den Bauchnabel (der der Erde und dem Wasser zuzuordnen wäre... - also: alles mischt sich ziemlich mit allem - wenn man dabei noch beachtet, welche Rolle das Holz - also die Leber - bei der Verdauung spielt. Aber so ist es nun - im Chaos wird es sich geordnet darstellen, wenn man es genauer betrachtet... Der Bauch ist es ja auch, wo sich alles mischt und worauf sich alles, mehr oder weniger, projiziert.) 

In der Chinesischen Medizin - insbesondere in der Akupunktur - gilt das Prinzip des Balancieren der Energien, um diese in Harmonie zu bringen. Somit können bei der Behandlung der Verdauungsbeschwerden alle Symptome des Patienten, die im Vordergrund stehen - behandelt werden - nach klassischen Punkte-Rezepturen - wobei ich für meine Patienten immer die klassischen chinesischen Punkte-Rezepturen nur verifiziert nach Puls- und Bauch-Befund anwende, und selten nur nach vorgegebenen Kombinationen. Dies - weil jedeR Patient*in anders ist - und eine andere (Krankheits)-Geschichte in der Anamnese immer präsentiert.

Nicht selten - eigentlich immer - spielen psychische Faktoren bei den Darm-Erkrankungen meiner Patienten*innen eine sehr wichtige Rolle und sind sehr präsent. Auch diese müssen mitbehandelt werden - hierfür empfiehlt es sich erfahrungsgemäß sehr gut nach vorgegebenen Punkten mit Shen (Geist)-Bezug zu akupunktieren, die den Geist beruhigen. Klassischerweise z.B. das "Yin Tang - das Dritte Auge", das die Intuition stärken und den Geist zur Ruhe bringen vermag, oder der "Shen Men - Tor des Geistes", der sich sehr ausgleichend auf Stimmungen auswirkt.

Für die direkten Behandlungen des physiologischen Darms bieten sich sehr viele Punkte auf dem Magen-Meridian (mit Zusanli-Ma36 und Shang-Jiu-Xu-Ma37, dem unteren He-Meer-Punkt des Dickdarms.

In meiner Akupunktur-Behandlung spielt eigentlich immer (ziemlich unabhängig von der Erkrankung) der Bauch die wichtigste Rolle - da meine Akupunktur-Behandlung sich praktisch immer an den Druckdolenzen auf dem ganzen Bauch orientiert - also physiologisch überwiegend auf den Därmen. Daher ist der Darm für mich ein sehr guter Wegweiser in der Behandlung. Es werden Punkte auf den Extremitäten zum Nadeln ausgesucht, die in der Lage sind, die vor der Nadelung vorgefundenen Druckdolenzen auf dem Bauch zu beheben. Ich folge mit dieser Herangehensweise meiner jahrelangen Lehrerin und Meisterin Kiiko Matsumoto - sehr häufig mit sehr guten Erfolgen bei sehr unterschiedlichen Erkrankungen. Für mich ist der Fazit der, dass im Grunde so gut wie jede Erkrankung aus dem Darm kommt - also: sich aus der Nahrungaufnahme ableitet, darin ihre Wurzeln hat. Da der Bauch auch noch das "eigene" Nervensystem hat (das vegetative, was in der westlichen Welt als autonomes "Bauch-Nervensystem" manchmal bezeichnet wird) lässt sich damit sehr gut auch die Psychosomatik behandeln, die im Westen (vielleicht auch im fernen Osten) eine sehr zentrale Schlüssel-Rolle spielt. 

Unten hänge ich noch zwei wichtige Abbildungen aus der chinesischen Bauch-Akupunktur an: einmal die Schildkröte - deren "Eckpunkte" auf dem Bauch die Akupunktur-Punkte markieren, die (in entsprechenden Kombinationen) zu nadeln sind - je nach Erkrankung (oft bei Milz-/Verdauungsschwäche: Pi Xu).

Nach meiner Erfahrung lässt sich auch hartnäckinge Bauchproblematik (schwer zu behebenden Druckdolenzen) - an der Universität für Chineische Medizin in GuangXi erprobt und dort von mir kennengelernt - mit der Bauchnabel-Akupunktur: der sog. Bagua-Akupunktur sehr gut behandeln. Unten in der Abbildung von mir auch graphisch dargestellt. 
 

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