Liebe Patient*Innen, Qigong-/TaiJi-Praktizierende und Interessierte -
ich begrüße alle herzlich im Herbst des Tiger-Jahres 2022! Ich wünsche allen viel Gesundheit und alles Gute in den schwierigen Zeiten. Möge das Dao die politischen Mächtigen weise in Richtung Frieden leiten!
Herzliche Grüße aus der Praxis für Akupunktur, Qigong & Taiji
von Marzena Stana
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„Nei Jing“ - Des Gelben Kaiser’s Klassiker der Inneren Medizin, Kapitel 2
Im letzten Newsletter habe ich aus dem ersten Kapitel des Nei Jing zitiert. Zur Erinnerung - das Nei Jing ist eine klassische Schrift, die die Grundlagen - bzw. die Wurzeln - der Chinesischen Medizin beschreibt. Der erste Teil, genannt „Suwen“ beinhaltet „Einfache Fragen“ des gelben Kaisers an den alten Weisen und Gelehrten Qi Bo. Die Fragen, oder Ausführungen wie im aktuellen Newsletter unten, beziehen sich auf die Weisheiten des Lebens und beinhalten Hinweise, was der Mensch machen kann, um möglichst lange gesund zu bleiben.
Ich lade Sie ein, durch das nächste Kapitel des Suwen mit mir zu gehen - und sich davon inspirieren zu lassen. Die genaueren Quell-Angaben finden Sie im Newsletter vom Juni.
Suwen, Kapitel 2: „Die Kunst, im Einklang mit den Jahreszeiten zu leben.“ (*)
(„Ausschnitte, leicht verändert/gekürzt/bezugnehmend auf die aktuelle Zeit - aus Maoshing Ni, [1]“ )
Huang Di, der Gelbe Kaiser, sagt:
„.. In den drei Monaten des Herbstes kommen alle Dinge in der Natur zur vollen Reife. Das Korn wird geerntet. Die Energie des Himmels und des Wassers kühlt ab, der Wind beginnt sich stärker zu regen. Dies ist der Angelpunkt an dem das aktive Yang in das passive Yin umschlägt. So empfiehlt es sich, sich mit dem Sonnenuntergang zurückzuziehen und in der Morgendämmerung aufzustehen. So wie das Wetter im Herbst unwirtlicher wird, so verändert sich auch das emotionale Klima. Deswegen ist es wichtig, Ruhe und Frieden zu bewahren und nicht in Depressionen zu verfallen, denn nur so kann der Übergang zum Winter reibungslos verlaufen. Es ist die Zeit, Geist und Energie zu sammeln, sich auf weniger zu konzentrieren, Begierden im Zaum zu halten. Die Lungen-Energie muss in Fülle, rein und ruhig gehalten werden. Dazu solltet Ihr Atemübungen machen, um das Lungen-Qi zu stärken. Ihr solltet möglichst nur reine Luft inhalieren (das Rauchen einschränken) und Kummer - der Emotion der Lunge - aus dem Weg zu gehen. Damit verhindert Ihr Nieren- und Verdauungsprobleme im Winter, wo die Speicherfähigkeit des Körpers insbesondere unterstützt werden sollte.
Während der Wintermonate werden die Dinge welken, sich zurückziehen, nach Hause gehen und in Phase der Ruhe eintreten. So wie Seen und Flüsse zufrieren und der Schnee fällt. Mit dem Winter kommt eine Zeit, in der das Yin das Yang dominiert. Daher solltet Ihr im Winter vermeiden, die Yang-Energie übermäßig zu beanspruchen. Im Winter solltet Ihr etwas später als zu anderen Jahreszeiten aufstehen. Vor allem solltet Ihr da Ihre sexuellen Begierden zügeln, so, als ob Ihr etwas Freudiges, wie ein Geheimnis, verbergen wolltet. Haltet Euch warm - meidet die Kälte, lasst die Poren der Haut geschlossen. Vermeidet das Schwitzen - Ihr sollt speichern und bewahren. Sonst wird die Nieren-Energie in Mitleidenschaft gezogen, was zur Schwäche, Muskelverkrümmung und Kälte im Frühling führt.
So wird der Körper seine Fähigkeit erhalten, sich im Frühling zu öffnen und zu bewegen. Die Frühlingsmonate bringen Euch dann neues Leben: da werdet Ihr de Möglichkeit haben - und da ist es auch ratsam - früh aufzustehen (und sich auch früh zurückzuziehen). Im Frühling werdet Ihr diese kosmische Energie in Euch aufnehmen, die Euch wieder verjüngen wird. Dies wird die Zeit sein, wo Ihr körperlich und gefühlsmäßig offen und unbelasteter sein könnt. Der Frühling ist die Zeit der Leber. Dieses Organ leidet sehr, wenn Ihr in Zorn, Frustration, Depression oder Traurigkeit schwelgt. Gleichmut solltet Ihr da kultivieren, sonst schädigt Ihr die Leber, was zu Kältegefühlen im Körper führt, auch über den Sommer hindurch.
Im Sommer herrscht normalerweise der Überfluss - an Sonnenschein und Regen. Die Energie des Himmels steigt hinab, die Energie der Erde - hinauf. Vermengen sich diese beiden Energien, findet zwischen Ihnen ein Austausch statt. Das ist der Grund, dass Pflanzen reifen, dass Tiere, Blumen und Früchte reichlich erscheinen. Im Sommer mögt Ihr Euch etwas später zurückziehen, wenn auch das Frühaufstehen am Morgen praktiziert werden sollte. Wenn Ihr den Zorn meidet - bleibt Ihr körperlich rege und verhindert, dass die Poren der Haut sich schließen und das Qi stagniert. Emotional ist es wichtig, fröhlich und heiter zu sein, keinen Groll zu hegen, damit die Energie frei fließen und eine Kommunikation zwischen Innen und Außen leicht hergestellt werden kann. So könnt Ihr vermeiden - dass dann im Herbst Krankheiten entstehen.
Der Spätsommer, der vor dem Herbst noch kommt, entspricht dem Element der Erde. Es ist der Übergang vom Sommer zum Herbst. Schwierigkeiten im Sommer können das Herz schädigen und sich im Herbst manifestieren.
So habe ich (Huang Di) einen vollständigen Zyklus beschrieben. Der Frühling ist der Anfang aller Dinge, und die Energie sollte da offen und fließend gehalten werden. Der Sommer intensiviert diese Offenheit, so dass ein Austausch zwischen inneren und äußeren Energien stattfinden kann. Im Herbst ist es wichtig, die Energie zu bewahren, und im Winter schließlich wird die Energie gespeichert.
Huang Di fuhr fort: Die Energie des Himmels ist leuchtend und klar, zirkuliert ohne Unterlass und besitzt unendliche Tugend. Warum? Weil sie ihren Glanz nicht aussendet, sich nicht in den Vordergrund drängt. Denn: würde sie es tun, würden Sonne und Mond unsichtbar werden. Die Menschen sollten diesem tugendhaften Weg des Himmels folgen und ihre wahre Energie nicht zur Schau stellen. Auf diese Weise verlieren sie sie nicht und werden nicht Opfer böser Energien, die Krankheiten im Körper hervorrufen. Wird der Körper von pathogener Energie befallen, wird seine eigene Energie blockiert, so, als ob Wolken den Himmel bedecken oder Sonne und Mond verdunkeln würden.
Die Energie des Himmels zirkuliert spontan und kommuniziert mit der Energie der Erde. Die Energie des Himmels sinkt hinab und die Energie der Erde steigt auf. Bei diesem Zusammenspiel - vermischen sie sich und das Ergebnis ist ein Gleichgewicht von Sonnenschein und Regen, Wind und Frost und den vier Jahreszeiten. Wären die Energien in diesem Austausch gestört, würden die Lebewesen keine Nahrung finden, ihre Vitalität verlieren. Ein Ungleichgewicht manifestiert sich als Sturm und Wirbelwind, Chaos und Zerstörung.
In vergangenen Zeiten besaßen wie Weisen die Fähigkeit, die Zeichen zu deuten und sich an natürlichen Phänomenen zu orientieren, so dass derartige äußere Einflüsse, wie z.B. der „bösartige Wind“, ohne Wirkung auf sie blieben. So konnten sie ein langes Leben genießen.
Die Transformation von Yin und Yang während der vier Jahreszeiten bildet die Grundlage für Wachstum oder Zerstörung im Leben. Die alten Weisen waren im Stande, im Frühling und Sommer die Yang-Energie zu pflegen, und im Herbst und Winter, die Yin-Energie zu bewahren. Folgt Ihr dieser universellen Ordnung, kann natürliches Wachstum stattfinden. Verstößt Ihr dagegen, wird die Wurzel Eures Lebens geschädigt und Eure wahre Energie wird schwinden.
In früheren Zeiten behandelten die Weisen Krankheiten, indem sie ihnen vorbeugten, noch bevor sie überhaupt entstanden waren, wo wie eine gute Regierung oder ein guter Herrscher alle nötigen Schritte unternimmt, um einen Krieg zu vermeiden. Eine bereits manifeste Krankheit zu behandelt ist so, als ob man einen Brunnen gräbt, wenn man durstig ist, Waffen schmiedet - mitten in der Schlacht, oder eine schon ausgebrochene Revolte unterdrückt. Kommen diese Aktionen nicht viel zu spät? “
*Der Text ([1], s.o.) wurde von mir gekürzt und überarbeitet, um die Lesbarkeit und Verständlichkeit zu verbessern und auszugsweise zur Reflexion anzuregen.
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Der Qigong/TaiJi-Kurs SHEN-MAI – freitags 15 Uhr
Unser wöchentlicher Jahres-Kurs im Park Schöneberg läuft. Aktuell üben wir neben der ChanSi-Kreise, die auf die 13ner-Taiji-Chen-Form vorbereiten, die Nei-Yang-Gong-Übungen 1 bis 6, wie z.B. „Das Klare heben – das Trübe senken“, oder: „Zurückgelehnt, die Sterne betrachten“.
Aktuelle Termine: https://www.mstana-tcm.de/qi-gong-taiji-grp-freitag
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BLOG
-> neue Kurzvideos der befreundeten Taiji-Gruppen aus China